Lebensräume im Spessart

Der Spessart ist zwar von weitläufigen Wäldern geprägt, weist darüber hinaus jedoch auch andere Lebensräume auf.

Laub- und Nadelwälder

Der zentrale Hochspessart ist zu 85% bewaldet. Die ursprünglichen Laubwaldungen sind im Hochspessart als dem ehemaligen kurmainzischen Jagdgebiet vor schädigenden Einflüssen weitgehend verschont geblieben. Mehrhundertjährige Alt-Eichenbestände von hohem Wert vermitteln einen majestätischen Eindruck und ziehen fachkundige Besucher aus aller Welt an. Auch hochragende Buchen-”Dome” bedecken große Flächen.

Im Nordspessart, dem ehemaligen Zentrum der Glashütten und der Solegewinnung, dominieren als Folge des großen Holzverbrauchs dieser Industrie Nadelholzbestände. Auch heute werden vielfach schlechte landwirtschaftliche Böden mit Nadelholz aufgeforstet. Der Wechsel zwischen schier unermeßlichen Waldflächen und offenen Wiesentälchen sowie freien Flächen um die Siedlungen ist besonders reizvoll. Die Erhebungen des Mittelgebirges sind sanft. 586 Meter mißt der Geiersberg als höchste Erhebung. Die mittlere Höhe liegt zwischen 350 und 500 Meter.

Quellen im Spessart

Die Bergkuppen des Spessart bekommen reichlich Niederschläge. Am Hangfuß entspringen, bedingt durch wasserstauende Bodenschichten häufig Quellen.

Quellen sind sprichwörtlich Quellen des Lebens und es finden sich dort charakteristische Tier- und Pflanzengemeinschaften.
In den Quellbächen sind bestimmte Arten von Flohkrebsen und Köcherliegenlarven zu finden. Auch die Zweigestreifte Quelljungfer ist eine auffällige Kennart dieses Lebensraumes.

Der Wasserstern kommt bevorzugt in klaren Bächen mit langsam bis schnell strömenden Wasser vor. In dem kalkarmen und sauerstoffreichen Wasser bildet er bis zu 80 cm lange Stengel aus und an der Wasseroberfläche wächst eine Blattrosette, die eine sternförmige Gestalt besitzt.

An lichtreichen Quellfluren findet sich an den Rändern der Bäche das Quellkraut. Das heraussprudelnde Wasser schafft offenen Sandboden, an dem sich das Quellkraut ansiedeln kann und dichte Polster ausbildet.

Bäche

Langanhaltende Regenfälle oder Schneeschmelze führen zu Hochwässern, die zerstörerisch für Ortschaften sein können. Hochwasser verändert die Gestalt der Bachläufe immer wieder (Dynamik). Durch Ablagerung und Auflandung entstehen Steilwände sowie Sand- und Kiesbänke.

Diese sind Lebensräume für Eisvogel, Wasseramsel, Libellen und andere Tierarten. Das Bachbett wird vom fließenden Wasser immer wieder verlegt. Es entwickeln sich Bachschleifen, auch Mäander genannt. Vom Bachlauf abgetrennte Mäander werden als Altwasser bezeichnet. Sie sind z.B. Lebensräume für Amphibien.

In einer naturnahen Talaue mit Bachmäandern wird die Fließgeschwindigkeit des Wassers reduziert. Die Wiesen sind Flächen für den Wasserrückhalt (Retentionsraum). Diese Eigenschaften bieten flussabwärts liegenden Ortschaften einen wirksamen Schutz vor Hochwasser.

Am Rande der Bachläufe sind hochwüchsige Staudenfluren ausgebildet, die für Wasser- und Sumpfspitzmaus ein ideales Versteck darstellen. Von hier aus erbeuten unsere kleinsten Säugetiere Insekten, kleine Wassertiere aber auch Frösche, die größer sind als die Wasserspitzmaus selbst.

Die einzelnen Abschnitte eines Baches, Ober-, Mittel-, und Unterlauf, werden jeweils von einer ­typischen Tierwelt bewohnt. Für die sauberen und kalten Spessartbäche sind z.B. Mühlkoppe, Bachforelle und Äsche kennzeichnend.

Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind wertvolle Teile unserer Kulturlandschaft. Auf den auch heute noch extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen finden sich Bäume verschiedenster Arten und unterschiedlichsten Alters. Sie bieten einer Vielzahl von zum Teil seltenen und geschützten Pflanzen- und Tierarten Lebensraum.
Streuobstwiesen dienen dem Grundwasserschutz, da der Unterwuchs eine Auswaschung von Nährstoffen verhindert und zum anderen das Regenwasser filtert. Darüber hinaus dienen Streuobstwiesen dem Bodenschutz, da durch das Wurzelsystem und den Unterwuchs keine Erosion stattfindet. Streuobstwiesen haben zudem eine lokalklimatische Ausgleichs- und Schutzfunktion. Sie wurden vielerorts als Windschutz angelegt und produzieren auch Frischluft.
Nicht zuletzt sind Streuobstwiesen wertvolle Naherholungsgebiete. Sie gestalten das Landschaftsbild und fördern das Wohlbefinden.

Grünland

Charakteristische Elemente der Grünlandnutzung im Spessart sind die Wiesen und Weiden, von denen insbesondere die ehemaligen Wässerwiesen von großer ökologischer Bedeutung sind. In den Feucht- und Nasswiesen der Spessarttäler wächst die häufigste Spessart-Orchidee: das Breitblättrige Knabenkraut. Auf einigen Feuchtwiesen findet man zudem das Fuchs-Knabenkraut. Beide Arten haben ihre größten Vorkommen auf einer Rodungsinsel bei Rechtenbach im Ostspessart und bilden dort auch häufig Kreuzungen.
Echte Besonderheiten im Naturpark Spessart sind zwei kleinere Vorkommen der deutschlandweit stark gefährdeten Herbst-Wendelähre (Herbst-Drehwurz), die aktuell zu beobachtende Ausbreitung der Bienenragwurz im Bereich des Untermains sowie regelmäßig auftretende Sonderformen der Waldhyazinthen (mit pelorischen Blüten).
Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wurden leider zahlreiche Orchideenbiotope und auch einzelne Arten durch Siedlungen oder Intensivierung der Grünlandnutzung verdrängt; auch die Aufgabe von zuvor extensiv landwirtschaftlich genutzten Wiesenflächen führt zum Rückgang der Orchideen. Heute liegen die meisten bedeutenden Orchideenvorkommen in Schutzgebieten und/oder werden von Landwirtinnen und Landwirten im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms in geeigneter Form gepflegt.

Steinbrüche

Main-Sandstein wurde vermutlich schon zur Römerzeit entlang des Untermains abgebaut. Der quarzgebundene Sandstein kommt hier in unterschiedlichen Farben vor: weiß-rot-gestreift oder gleichmäßig rot. Zu seiner Beliebtheit führte neben der attraktiven Färbung auch die Qualität des Steins. Er ist frostfest und stabil, lässt sich aber gleichzeitig relativ einfach bearbeiten. Abgebaut wurde der Sandstein sehr lokal: Jede Ortschaft hatte mindestens einen Steinbruch, in dem man für den örtlichen Bedarf die Bausteine gewann. Die Nutzung erreichte im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Damals wurden nahezu alle öffentlichen Bauwerke, aber auch Stützmauern, Fundamente, Treppen und Fenstereinfassungen aus dem regionalen Baustoff gefertigt. Außerdem wurden aus ihm Mühlsteine, Tröge, Tränken und sehr viele Skulpturen hergestellt. Viele der Steinbrüche haben den Betrieb in den letzten Jahrzehnten eingestellt. Im Raum Miltenberg bauen aktuell nur noch zwei Firmen Bundsandstein ab.
Die aufgelassenen Steinbrüche mit den großflächigen Bruchwänden sind inzwischen wichtige Biotope und bieten zum Beispiel Brutplätze für Uhus und Wanderfalken. Entsprechend wurden einige der Steinbrüche unter Schutz gestellt. Dazu gehören die Steinbrüche westlich von Dorfprozelten, der Steinbruch Reistenhausen südwestlich von Collenberg sowie die Bundsandsteinbrüche gegenüber Bürgstadt. Diese sollten aus Naturschutz- und Sicherheitsgründen nicht betreten werden.

Andere, wie beispielsweise der Steinbruch in der Gemeinde Stadtprozelten, sind für den Besucherverkehr freigegeben und bieten sogar Klettermöglichkeiten für Freeclimberinnen und Freeclimber!